Die besten Champions, die es je gab!

Das hätte den Champions keiner mehr zugetraut! Nach 40 Jahren so ein Album vorzulegen! Chapeau! Denn schauen wir doch mal, wie es den meisten Gruppen und Stars geht: Da wird man in frühen Jahren erfolgreich, findet seinen Stil, vielleicht gelingen fünf, selten mehr kreative Jahre. Aber in der Regel wird es dann flau. Die kreative Phase ist vorbei, man badet sich in altem Ruhm, die Fans freuen sich, dass auf den Konzerten auch „die alten Sachen“ gespielt werden. Von nun an reihen sich Kompilationen und Livealben aneinander. Neue Songs dagegen wirken altbacken, uninspiriert und wie ein Abklatsch alter Größe. Nicht so bei The Champions! Zu ihrem 40-jährigen Bandjubiläum legen sie ein abwechslungsreiches Album vor, das von Spielfreude und Inspiration nur so strotzt; ein Album, das diesen grauhaarigen alten Männern jenseits der 55 zu aller Ehre gereicht und nicht anders als championistisch genannt werden kann!

Aber der Reihe nach: Da begegnet uns zunächst ein Album, das von einem Gemälde geschmückt wird. Die Champions konnten hier den chinesischen Künstler Yuzhi Ma für das Cover-Painting gewinnen. Es stellt eine rote Sonne in den Bergen dar. In einem kräftigen Schwung ist eine große stilisierte 40 zu erkennen und am unteren Rand steht der Schriftzug „The Champions“. Wer genau hinsieht, erkennt noch eine kleine Gruppe Menschen, die an einem Lagerfeuer musiziert. Die Champions am Abend ihrer Karriere? Öffnet man das Jewelcase, finden sich einige Informationen zur Produktion, alle Songtexte, Danksagungen und zwei Fotos, die offensichtlich im Zusammenhang mit den Aufnahmen entstanden sind. Auf der Rückseite noch die einzelnen Songs mit Autoren- und Zeitangaben. Da wäre für den Fan freilich noch etwas mehr wünschenswert gewesen.

Nun zur Musik, die ist zweifellos wichtiger: Vor allem drei Höhepunkte will ich herausgreifen. Da ist zunächst der Opener „To My Love“. Ein Song aus Sicht eines Jünglings, den Amors Flammenpfeil zur Eile treibt. Und bereits dieser Song macht einfach nur Spaß! Das schwebende Keyboard und die treibende E-Gitarre bilden das Gerüst, Bass und Drums die kongeniale Kongruenz zu diesem Song, der ab sofort zu meinen Favoriten beim Autofahren gehört. Abruptes Ende. Geil. Gleich nochmal!

Nicht weniger spielfreudig wirkt „How Humble“. Eine schwere, kraftvolle Rockballade in der Manier eines Garagenrockers der schönsten, also der gröbsten Art. Während „To My Love“ offensichtlich in der Honeymoon-Phase einer Beziehung spielt, steht bei „How Humble“ die finale Krise unmittelbar bevor. Was die Champions aber nicht davon abhält, alle Register gut abgehangener Rockmusik zu ziehen. Da wird in schwerem Low-Tempo gerockt, wie es sein soll, sodass bei den Hörern keine Wünsche offen bleiben. Hier wurden wohl schon im Studio alle Regler auf 17 Uhr gestellt und alle Emotionen einfach nur rausgelassen.

Der dritte Höhepunkt bildet zugleich den Schlusspunkt des Albums. „We’re Back“. Und dem kann man einfach nur zustimmen. Was für eine Nummer! Da rocken die Champions mit gut temperiertem Tempo, einer fantastischen Gitarrenwand und mitreißendem Gesang durch die Röhren, dass man einfach nur begeistert mitgezogen wird. Yeah! We’re back! Und spätestens hier wird einem klar: Das Cover zeigt nicht etwa einen Sonnenuntergang. Nein, es ist die Morgenröte, die von den feiernden Menschen am Lagerfeuer begrüßt wird! Bei den Champions geht es grade erst los. Dieses Album bietet die besten Champions, die es je gab!